
Die wissenschaftlichen Fakten über den Treibhauseffekt sind bekannt. Die Auswirkung des Klimakrise in der Gegenwart sowie in der Zukunft ebenso. Trotzdem steigen die Emissionen und ungebremst rasen wir laut einer Studie der Weltbank von 2012 aktuell ungebremst auf eine Welt zu, deren globale mittlere Temperatur vier bis sechs Grad heißer sein wird.
Die Klimakrise ist Realität und langsam erahnen wir, was den Generationen nach uns bevorstehen wird. Aber warum passiert so wenig im Vergleich zu dem, was der UN-Weltklimarat (IPCC) vorschlägt?
Die Antwort liegt teilweise im Wesen des Menschen. Unsere Schwäche ist: Wir neigen dazu sich langsam entwickelnde Gefahren zu ignorieren. Und das Klimasystem reagiert träge auf den Anstieg der Treibhausgase. Wir können nicht direkt die Wirkung unseres Tuns spüren und erkennen so die Gefahr unseres Handelns nur schwer.
Um aktiv zu werden oder andere Menschen davon zu überzeugen die Klimakrise ernst zu nehmen, müssen wir uns zuerst kurz damit beschäftigen: Wie können wir argumentieren, damit die Klimakrise von einer abstrakten Gefahr weit weg zu einer konkreten unmittelbaren wird?
Wir klassifizieren eine Gefahr, wenn sie schnell oder abrupte Veränderungen bedeutet. Empfindlich reagieren wir aber auch auf Verhalten, dass wir unanständig oder pietätlos finden.
Wichtig ist uns die Meinung unserer sozialen Gemeinschaft (unserer Familie, Freundeskreis, Mitschüler*innen) der wir uns zugehörig fühlen. Empfinden unsere Nächsten oder Liebsten etwas als (Existenz)Bedrohung, tun wir dies auch. Ein Beispiel sind die Eltern, die sich als „Parents for Future“ nun organisieren, nach dem ihre Kinder die „Fridays for Future“ Proteste gestartet haben.
Gut trainiert sind wir beziehungsweise unsere Denkweise darauf Gefahren in der Gegenwart und in der unmittelbaren Umgebung zu erkennen und können unterschiedliche konkrete Probleme (Gefahren) gleichzeitig angehen. Wir sind in der Lage zu analysieren, Probleme zu abstrahieren und zu versuchen logische Schlüsse zu ziehen. Wir wollen rationale Entscheidungen treffen und brauchen für die Abwägung der uns gegebenen Informationen manchmal auch ein wenig Bedenkzeit und etwas rational als Gefahr anzuerkennen, bedeutet noch nicht, dass wir auch handeln.
Schnell handeln wir, wenn wir emotional betroffen sind oder emotional mitfühlen können. Werden wir getrieben von dem Empfinden von Angst und Schmerz, dann treffen wir sehr schnelle, manchmal auch impulsive, Entscheidungen. Und: Wir entscheiden nicht nur, dass etwas eine Gefahr ist – Wir handeln.
Dieses Wissen über uns Menschen kann uns helfen die Klimakrise aufzuhalten. Und wir können unsere Stärken nutzen, um gemeinsam eine nachhaltige und solidarische Gesellschaft aufzubauen.
Zutaten für eine wirksame Klimakommunikation
Wissenschaftliche Daten und Studien sind sehr wichtig, um den Teil unseres Gehirnes in Bewegung zu setzen, das rationale Entscheidungen treffen möchte. Wir füttern es, damit es beginnt Beweise zu evaluieren und zu dem Schluss kommt ob und was getan werden müsste. Damit wirklich etwas passiert, benötigt es eine Aktivierung anderer Art: Wir Menschen müssen uns von den Folgen der Klimakrise betroffen fühlen, verstehen was alles verloren gehen wird und wie sehr unser aller Leben in der Gegenwart sowie in der nahen Zukunft bedroht sein wird.
Die Klimakrise muss deshalb…
a) greifbar werden im hier und jetzt.
b) Erzählt werden anhand von persönlichen Geschichten, über Menschen, die bereits die Klimakrise erleben. Wir hoffen mit den erzählten Geschichten aus Uganda, den Philippinen oder Amazonas… ebensolche erzählt zu haben.
c) Wir brauchen Ereignisse, die uns anstupsen und triggern. Das können auch gemeinsame Erlebnisse (mit der sozialen Gemeinschaft) sein. Ein Projekt, eine Aktion oder ein gemeinsamer Demobesuch für Klimaschutz. Wenn wir beginnen mit Menschen, die uns nahe stehen (Familie, Freund*innen, Mitschüler*innen) über die Klimakrise zu sprechen und gemeinsam aktiv werden, kann dies eine große Motivation sein weiter dran zu bleiben oder neue Projekte anzugehen.
d) Die Klimakrise aufzuhalten kann überwältigend kompliziert wirken. Wie soll auch ein einzelner Mensch die Welt retten? Aber wenn sich viele zusammentun und beginnen an konkreten Lösungen zu arbeiten, dann kann sich die Weltrettung wie ein Puzzle zusammenfügen – und jede noch so kleine Aktion vor Ort ist ein wichtiges Puzzlesteinchen, um die Erwärmung der Erdatmosphäre unter 1,5 Grad zu halten.
Die Lösungen für die Klimakrise müssen wir also in konkrete, machbare Aufgaben herunterbrechen (Fairtrade Ökoschokolade statt normaler kaufen, Fahrradwege in der Stadt bauen, Solaranlage aufs Dach…) und die positiven Effekte für die soziale Gemeinschaft aufzeigen.
Konkrete Projektideen Klimagerechtigkeit
Die Antwort auf die Klimakrise ist einmal mehr: Global denken und lokal handeln. Um die Bedeutung des lokalen Handelns (der Puzzlestein) für das Globale zu verdeutlichen, ist es wichtig in diesem Bereich Bildungsprojekte umzusetzen. Hier ein paar Ideen:
Für die Schule
- Beschäftigt euch mit der Ursache & Wirkung der Klimakrise und erstellt Lernplakate, die ihr in euren Schulgängen aushängen könnt. Was bedeuten die Klimakrise für Menschen in den Ländern des globalen Südens? Gerne könnt ihr die Geschichten unseres Buches dafür nutzen.
- Recherchiert ob eure Schule vlt ein Partnerprojekt mit Schulen in den Ländern des globalen Südens starten kann, oder mit einer dort ansässigen lokalen Organisation. So könnte ein lebendiger Austausch entstehen und gemeinsame Projekte organisiert werden (z.B. Solaranlagen auf die Schuldäscher – im Norden wie im Süden)
Für die Universität
- An vielen Universitäten gibt es von Studierenden selbst organisierte Ringvorlesungen. Warum nicht eine zum Thema „globale Klimagerechtigkeit“ organisieren. Damit ihr nicht nur „über“ den globalen Süden sondern „mit“ Menschen redet sowie ihnen direkt zuhören könnt: Ladet Referent*innen ein via Skype/ Videoschaltung einen Vortrag zu halten.
Für Weltwärts
- Wenn ihr an einem Freiwilligendienst unter dem Programm „Weltwärts“ teilnehmt, dann überlegt euch ob euer Entwicklungsprojekt auch mit den Folgen der Klimakrise in Berührung kommt. Fragt die Menschen vor Ort nach ihren Erfahrungen und evaluiert gemeinsam: Macht es Sinn das Projekt zu verändern beziehungsweise an die lokalen Auswirkungen der Klimakrise anzupassen?
Bildet Klimabanden!
Egal in welchem Altem: Jede*r kann aktiv werden für Klimagerechtigkeit. Das wichtigste: Sucht euch Menschen, mit denen ihr gemeinsam aktiv werden möchtet und beginnt ein Projekt. Organisiert Bildungsveranstaltungen, ladet via Skype Expert*innen aus den Ländern des globalen Südens hinzu oder startet Initiativen um Partnerschaften für Projekte (wie z.b. Solardächer) aufzubauen. Jede Aktion, jedes Projekt ist wichtig, um gemeinsam etwas Großes zu schaffen: Klimagerechtigkeit, ein gutes Leben für alle Menschen und für die zukünftigen Generationen.